Bandscheibenvorfall

Bandscheibenvorfall

Bandscheibenvorfall beim Hund [BSV]

 

 lat. Prolapsus nuclei pulposi
Synonym: Diskusprolaps, Bandscheibenprolaps, Discushernie, Dackellähmung, Discopathie, Diskopathie, BSV, BSP

 

Einleitung Wirbelsäule [Columna vertebralis]:

Die Wirbelsäule des Hundes besteht aus verschiedenen Wirbeln, die man in Hals-, Brust- Lenden- und Schwanzwirbel unterteilen kann. Die einzelnen Wirbel bilden gemeinsam einen Wirbelkanal, indem das Rückenmark verläuft. Das Rückenmark ist Teil des Zentralnervensystems und verläuft vom Gehirn bis zum hinteren Bereich der Lendenwirbelsäule. Die Nerven des Rückenmarks haben viele Funktionen und steuern unter anderem Organe und deren Muskeln. Als Stoßdämpfer und Puffer der Wirbelsäule haben sich die Bandscheiben zwischen den einzelnen Wirbeln eingebettet. Für eine reibungslose Bewegung (z.B. Streckung, Drehung und Biegung zur Seite) sind unter anderem die Bandscheiben beteiligt und von hoher Bedeutung. 

 

Die Bandscheibe [Discus intervertebralis]:

Die Bandscheiben arbeiten als Stoßdämpfer zwischen den Wirbeln um einwirkende Kräfte auf die Wirbelsäule abzufangen. Bandscheiben sind die knorpelige Verbindung zwischen zwei Wirbeln. Sie bestehen aus verschiedenen Anteilen, einem äußeren Gewebering [Anulus fibrosus] und einem weichen Gallertkern [Nucleus pulposus], der zu ca. 80% aus Wasser besteht. 

Die Ernährung der Bandscheiben erfolgt durch Diffusion (Druck und Entlastung), da die Bandscheiben nicht an den Blutkreislauf des Körpers angeschlossen sind. Um die Bandscheiben zu ernähren muss daher ausreichend Flüssigkeit im Organismus vorhanden sein und die Wirbelsäule ausreichend bewegt werden. Jedoch kann bei zu viel belastender Bewegung (z.B. bei Sport- und Arbeitshunden) ein Schaden an den Bandscheiben entstehen. Die Bandscheiben werden hierbei nämlich häufiger gedrückt, aber die Entlastung, um neue Nährstoffe aufzunehmen, kommt zu kurz. Da eine Mangelversorgung besteht, nimmt die Elastizität der Bandscheibe ab und der Faserring kann reißen.

 

Der Bandscheibenvorfall [Allgemeine Erklärung]:

Der Bandscheibenvorfall ist eine Erkrankung der Wirbelsäule, bei dem Anteile der Bandscheibe in den Wirbelkanal vortreten und/oder austretende Spinalnerven gequetscht werden. Man kann ihn in zwei verschiedene Formen (s.u.) unterscheiden. Er entsteht in der Regel aufgrund einer langjährigen Schädigung und Degeneration der Bandscheibe. Der Grad der Schwere ist dabei sehr individuell und von Vorfall zu Vorfall unterschiedlich. Einige Hunde zeigen weder Lahmheit oder Bewegungseinschränkungen andere wiederum erleiden eine Lähmung der Hintergliedmaßen oder auch eine vollständige Lähmung. Dabei ist der Brust- und Lendenwirbelbereich aufgrund der höheren Belastung häufiger betroffen als die Halswirbelsäule. Für einige Rassen ist der Bandscheibenvorfall aufgrund der anatomischen Gegebenheiten (kurze Beine & langer Rücken) eine typische Krankheit z.B. beim Dackel oder der Französischen Bulldogge. Grundsätzlich kann aber jede Rasse von dieser Erkrankung betroffen sein z.B. auch der Deutscher Schäferhund, der Spitz oder der Border Collie.

Kommt es zu einer Quetschung der Nerven des Rückenmarks, können diese ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen und es kommt zu Schmerzen und neurologischen Ausfällen (wie z.B. Inkontinenz, Bewegungsstörungen, Ausfall der Reflexe). Die Regeneration der Nerven steht daher auch in der physiotherapeutischen Behandlung mit an erster Stelle, aus diesem Grund ist eine schnelle Behandlung unerlässlich um eine Regeneration bewirken zu können. Auch die Muskeln werden bei dieser Krankheit in Mitleidenschaft gezogen. Die Muskeln nehmen eine Stützhaltung ein, um dem erkrankten Gebiet Stabilität zu geben. Sie kontrahieren in dem betroffenen Areal und verschlimmern die Erkrankung mit Schmerzen durch Muskelverspannungen und noch mehr Bewegungseinschränkungen.

Man kann zwei Formen bei dieser Erkrankung typisieren. 
Es gibt den "richtigen" Bandscheibenvorfall und die sogenannte Bandscheibenvorwölbung.

 

Bandscheibenvorfall [Bandscheibenprolaps]:

 

Der äußere Faserknorpelring der Bandscheibe reißt ganz oder teilweise und der innenliegende Gallertkern tritt hervor. Dabei entsteht Druck und eine Kompression auf die Nervenwurzeln und/oder das Rückenmark. Die Symptomatik der Hunde ist meistens akut und es treten plötzlich starke Schmerzen oder Lähmungen ein. Eine Verschlimmerung durch einen weiteren Vorfall des Bandscheibenmaterials und der entzündliche Prozess, der auch seinen Raum im Wirbelkanal beansprucht, lässt die Erkrankung verschlimmern.

 

Bandscheibenvorwölbung [Bandscheibenprotusion, inkompletter Bandscheibenprolaps]:

Bei einer Bandscheibenvorwölbung wölbt sich der Faserring der Bandscheibe durch eine Aufweichung nach außen. Der äußere Faserknorpelring ist dabei aber noch intakt. Auch hierbei können umliegende Nerven gereizt und eingequetscht werden. Die Symptome sind meistens schleichend und daher häufig nicht sofort zu identifizieren. Eine Verwechslung mit normalen Rückenschmerzen ist daher sehr häufig der Fall. Je nach Lage und Ausprägung kann eine Bandscheibenprotrusion nur leichte Schmerzen oder aber auch sehr starke Schmerzen verursachen. Die Gefahr von Dauerschäden sind hier durch eine unzureichende Blutversorgung der Nerven gegeben. Eine Bandscheibenvorwölbung wird als Vorstufe des Bandscheibenvorfalls gesehen, daher ist Vorsicht geboten!

 

Info: Auch ein „stilller“ und für den Besitzer nicht sichtbarer Bandscheibenvorfall oder -protrusion kann Folgeschäden nach sich ziehen und starke Schmerzen für den Hund verursachen. Beide Formen sind daher in jedem Fall behandlungswürdig und mit Verdacht sollte der Hund immer einem Tierarzt vorgestellt werden.

 

Ursachen:
  • Nährstoffunterversorgung durch wenig Bewegung 
  • Fehl- und Überlastung z.B. bei extremen langen Rücken beim Dackel oder durch Sport
  • Verschleißerscheinung
  • genetische Prädisposition 
  • degenerative Veränderungen
  • zu wenig Muskulatur
  • schwaches Bindegewebe
  • Unfall/Trauma

 

Symptome des Hundes:
  • Schmerzen im Rücken
  • Rundrücken oder „Katzenbuckel“
  • Muskelverhärtungen im Rücken
  • Ausfallerscheinungen der Gliedmaßen
  • Lähmungserscheinungen 
  • Harn- und Kotinkontinenz
  • Schreien oder Winseln bei Bewegung und Hinlegen
  • Hund fällt einfach um
  • Querschnittslähmung
  • Berührungsempfindlich
  • möchte Halsband oder Geschirr plötzlich nicht mehr tragen
  • verändertes Verhalten (zurückgezogen, mürrisch, plötzliche Aggressivität)

 

Diagnose:

Der Tierarzt führt eine klinische und neurologische Untersuchung am Hund durch. Ein Röntgenbild bringt zwar in der Regel keinen Aufschluss über einen Bandscheibenvorfall, dadurch können aber andere Erkrankungen wie z.B. Frakturen oder Tumore ausgeschlossen werden. Für eine eindeutige Diagnose muss jedoch ein CT oder MRT angefertigt werden. Meistens wird sich auf Grund der verminderten Strahlenbelastung und des besseren Weichteilkontrast für ein MRT entschieden. Bei diesen Aufnahmen kann der genaue Bandscheibenvorfall lokalisiert und der Schweregrad festgestellt werden. Wichtig ist dies auch für die Planung einer eventuell anfallenden Operation um Bandscheibenmaterial zu entfernen.

 

Operation:

Schwere Bandscheibenvorfälle müssen meist operativ behandelt werden, um Reste aus dem Wirbelkanal zu entfernen.

Bei einer Operation kann das Rückenmark nicht repariert werden, es kann lediglich das Rückenmark entlastet werden. Die Heilung des geschädigten Gewebes sowie der Nerven muss der Körper im Anschluss selbst bewältigen. Bei einer Operation muss der Wirbelkanal an der betroffenen Stelle geöffnet werden, um einen Zugang zum Rückenmark zu erhalten und wieder ausreichend Platz für Rückenmark und Nerven zu schaffen. Auch nach einer Operation unterstützt im Anschluss eine physiotherapeutische Behandlung bei der Regeneration. 

Eine Behandlung ist bei leichten Vorfällen meist konservativ möglich. Begleitend zur Therapie mit Schmerzmitteln vom Tierarzt ist eine physiotherapeutische Behandlung durchaus sinnvoll. In Vordergrund bei der Physiotherapie steht die Schmerzlinderung, Lockerung der verspannten Muskulatur, Wiederherstellung der atrophierten Muskulatur und Reaktivierung der Nerven. Hierbei kommen verschiedene physikalische Geräte (u.a. Strom, Laser) und manuelle Therapien zum Einsatz. Das Unterwasserlaufband unterstützt bei einem schonenden Muskelaufbau und soll ein normales Gangbild wieder herstellen. Eine Ruhigstellung und Vermeidung der Belastung der Wirbelsäule stehen ebenfalls auf dem Therapieplan. Treppensteigen, springen aufs Sofa und unkontrollierte Bewegung sollten unbedingt vermieden werden. Ist eine Operation langfristiger geplant, ist es durchaus sinnvoll vorab einen Termin bei Ihrem Physiotherapeuten zu vereinbaren. Muskeln und Gewebe können so auf die Operation optimal vorbereitet werden! Unterstützend werden häufig B-Vitamine verschrieben, um die Nerven in der Regenerationsphase zu unterstützen. Auch andere Nahrungsergänzungsmittel können hier unterstützend (aber immer individuell) eingesetzt werden. Bei der konservativen Behandlung ist daher ein gutes Management zwischen Tierarzt, Physiotherapeut und der Naturheilkunde gefragt.

Prävention:

Leider gibt es keine Schutzmaßnahmen um einen Bandscheibenvorfall 100%-ig vorzubeugen. Man kann aber einige unterstützende Tipps einhalten, um die Überlastung der Bandscheiben zu vermeiden. 

  • Übergewicht sollte auf jeden Fall vermieden werden. Sollten Sie alleine nicht mit einer Reduzierung des Gewichts auskommen, ist es ratsam einen Experten in Sachen Ernährung hinzuzuziehen. 
  • Bei Rassen, wo bereits eine Schwäche des Bewegungsapparates besteht sollten lieber mehrere kleine Gassi-Runden gemacht werden anstatt ein langer Marsch.
  • Kleine Rassen und Rassen mit einem langen Rücken sollte nicht übermäßig hohe Sprünge überwinden und regelmäßig Treppenlaufen um eine Überlastung der Bandscheiben zu vermeiden. 
  • Ein angepasstes Training für den Muskelaufbau stärkt die Muskeln im Rücken und minimieren somit die Last der Bandscheiben.
  •  Ein Check-Up bei einem Physiotherapeuten kann vorzeitig Verspannungen und Blockaden lösen. 
  • Eine ausreichende Versorgung des Körpers mit Wasser oder wasserreicher Fütterung ist wichtig. Als Beispiel könnte hier das Trockenfutter in Wasser aufgeweicht oder Fleischbrühe bei trinkfaulen Hunden zugeben werden. 
  • Verhaltensänderungen sollten von Besitzern ernst genommen werden, häufig stecken auch einfach starke Schmerzen dahinter. (Plötzliche Aggressivität, Unruhe, Zurückgezogenheit etc.)

 

Zusammenfassung:

Zusammenfassend kann man sagen, dass ein Bandscheibenvorfall (egal in welcher Form) immer einer Behandlung und Abklärung durch einen Tierarzt bedarf. Ein Physiotherapeut kann Sie vor- und nach einer Operation begleiten und steht Ihnen zusätzlich zur Seite. Da nicht jeder Hund operiert werden kann oder auch manchmal eine konservative Therapie sinnvoller ist, kann hier zusätzlich mit Physiotherapie die Lebensqualität Ihres Hundes enorm gesteigert werden. Ein Management zwischen Schulmedizin und weiteren Möglichkeiten wie z.B. die Naturheilkunde ist durchaus sinnvoll und kann noch mehr Schmerzfreiheit beschaffen. Ein Fazit zum Verlauf und Genesung können wir hier an dieser Stelle leider nicht aussprechen. Durch die Individualität jedes Bandscheibenvorfalls, die Möglichkeiten der Besitzer, die familiäre und finanzielle Situation muss immer ein Behandlungsplan individuell auf Sie und Ihren Hund abgestimmt werden. Sollte eine Operation und Behandlung nicht den gewünschten Behandlungserfolg erzielen und langfristig Nerven geschädigt bleiben, gibt es auch hier eine Menge an Möglichkeiten um Ihren Hund zu unterstützen.

 

Liebe Grüße

Euer Team von Vitalsteps

 

21. Nov. 2018 | Ein Blogbeitrag von Sina Peine | Tierphysiotherapeutin | Step by Step - Tierphysiotherapie

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